Die »goldenen« Zwanziger: Tanzpaläste, Revuen und Alexanderplatz; Expressionismus und Dadaismus; Bilder von Partys und von Hoffnungslosigkeit; Bilder vom Tanz auf dem Vulkan. Bilder, die man eher in Berlin zu finden glaubt als in Stuttgart. Das Stuttgart jener Jahre verbindet man mit der Weißenhofsiedlung und der Otto-Dix-Sammlung im neuen Kunstmuseum. Stuttgart war aber auch abseits von Architektur und bildender Kunst in der Zeit vor dem Nationalsozialismus eine sehr lebendige Literatur- und Theaterstadt.
Steinerne Zeugen dieser Zeit das Alte Schauspielhaus, damals in privater Hand und völlig frei in der Programmgestaltung. Seit 1929 wurde hier die "Dreigroschenoper" mehr als 50mal aufgeführt, mit Willy Reichert als Macheath. Auch Marlene Dietrich hat hier gespielt. Und dann der Tagblatt-Turm, der Architekturgeschichte als das erste Hochhaus in Stuttgart schrieb.
Wir hörten Texte von Stuttgartern und Stuttgarterinnen, die diese Zeit mitprägten wie Johannes Baader, der mit großen Auftritten den Dadaismus mitprägte ("Herrscher des Weltalls"), https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kalenderblatt/2206-Baader-Dada-Dadaismus100.html, Jella Lepmann war die erste weibliche Redakteurin im Stuttgarter Tagblatt, Wilhelm von Scholz gestaltete als Dramaturg das Programm des Landestheaters Stuttgart. Mit Hintergrundgeschichten zum Komikerduo Häberle und Pfleiderer, die im Friedrichsbau auftraten endete der Literaturspaziergang.
Im Restaurant Sensanome tauschten wir uns bei ausgezeichneter italienischer Küche über das Gehörte aus.
Liebe Astrid, herzlichen Dank für die Organisation dieses tollen Ausflugs, und vielen Dank auch an Frau Abelein von LitSpaz für die unterhaltsame Führung.